Historischer Hintergrund
Die Offenbarung scheint für viele Menschen ein Buch mit sieben Siegeln zu sein, schwer zu verstehen und noch schwerer zu lesen. Dabei meint das Wort Offenbarung im übertragenen Sinn tatsächlich prophetische Vorausschau und Enthüllung, und soll auf zukünftige wie auch auf aktuelle Ereignisse eingehen. Somit waren die damaligen Empfänger genauso angesprochen wie die kommenden Generationen von Christen bis heute.
Im Griechischen wird Offenbarung mit apokalypsis übersetzt und hat die Bedeutung von Enthüllung.
Die Bildersprache macht es bisweilen jedoch nicht leicht, dennoch ist die Offenbarung ein herausragendes Buch im Neuen Testament mit seelsorgerlichen Charakter. Denn wir sollen wissen was kommen wird und sollen getröstet und ermutigt werden, durch die lebendige Hoffnung die uns darin mitgeteilt wird.
Zeitgeschichtlicher Bezug
Die Offenbarung wurde zur Regierungszeit von Kaiser Domitian (81-96) verfasst. Er war der erste Kaiser, der sich als Herr und Gott verehren ließ. Johannes selbst war auf die Insel Patmos verbannt worden, wodurch die kleinasiatische Gemeinde ihres geistlichen Führers beraubt war. In dieser schweren Zeit für die Gemeinden gab Jesus Johannes die Offenbarung. Zum einen stellte er damit klar wer wirklich Herr und Gott ist. Und zum anderen kann man nun viel besser verstehen warum die Offenbarung exakt an dieser Stelle zur Tröstung und zur Ermutigung wurde.
Die frühe Christenheit hat sich in den ersten drei Jahrhunderten dem Märtyrertod stellen müssen. Sie war eine zutiefst verfolgte Gemeinde und erst als das Christentum als Religion anerkannt wurde, hörten die massiven Verfolgungen auf.
Im Jahr 325 schloss Kaiser Konstantin (ca. 285 – 337) eine Art Religionsfrieden und im Februar 380 unterzeichnete der oströmische Kaiser Theodosius I. (347 – 395) in Thessaloniki in Gegenwart des weströmischen Kaisers Valentinian II. (371 – 392) und dessen mitregierenden Halbbruder Gratian (359 – 383) ein Dekret, mit dem das Christentum zur Staatsreligion erklärt und die Ausübung heidnischer Kulte unter Strafe gestellt wurden.
Auslegung
Die Offenbarung richtet sich im Wesentlichen auf das Ende der Wege Gottes mit der Welt. Dabei zeigen sich zeitgeschichtliche Bezüge, die als Vorschattierungen auf das endzeitliche Geschehen zu verstehen sind.
So z. B. die stetigen Wandlungen und Veränderungen der Weltordnungen, der Technisierung unserer Gesellschaft und vieles mehr. So lassen sich dann auch manche kirchengeschichtliche und gegenwärtige Ereignisse mit den Aussagen der Offenbarung in Beziehung bringen, ohne das damit etwas von endgeschichtlichen Erfüllung weggenommen wird.
Die Bildersprache lässt sich zum Teil aus dem Alten Testament ableiten, wo die Frau als Bild für das Gottesvolk genannt wird, oder das Tier als gottfeindliche Weltmächte gilt. Es ist jedoch nicht leicht, ob die Auslegung wörtlich oder bildlich erscheint. Oft helfen die biblischen Kontexte und alttestamentlichen Parallelen.
Verfasser
Geschrieben wurde die Offenbarung von Johannes dem Jünger und Apostel Jesu. Es gibt zwar Erwägungen, wonach es einen weiteren Ältesten namens Johannes gegeben haben soll. Diese Quellen sind jedoch unbestätigt, während Johannes der Jünger und Apostel Jesu von den frühen Kirchenvätern als Verfasser bestätigt wurde.
Thema des Buches
Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss; und indem er sie durch seinen Engel sandte, hat er sie seinem Knecht Johannes kundgetan, der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat, alles, was er sah. Glückselig, der liest und die hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist! Denn die Zeit ist nahe.
Hier findet eine kurze Einleitung darüber statt, wer diese Offenbarung empfangen hat, nämlich Johannes und für wen diese Offenbarung sein soll, nämlich seine Kinder. Des Weiteren, dass diese Offenbarung von Gott durch einen Engel gesendet ist. Jesus selbst ist damit der Autor und Verfasser des Buches der Offenbarung.
Gleichzeitig wird Johannes als würdiger, glaubhafter und treuer Zeuge angesprochen indem was er sah. Die Schlussbemerkung verweist auf diejenigen die es lesen und hören und zugleich bewahren, weil die Zeit nahe ist.
Der Schlusssatz ist damit zugleich auch eine Aufforderung an die Gemeinde, das Wort der Offenbarung zu lesen und zu bewahren und somit im Gottesdienst vorzutragen.
Das die Zeit Nahe ist, erscheint etwas trügerisch, da wir mittlerweile seit nunmehr über 2000 Jahren auf deren Erfüllung warten. Die Offenbarung hat jedoch nichts von seinem Charakter und seiner Weisung verloren, im Gegenteil, grade in unserer Zeit mehrt sich die Erkenntnis und Wahrnehmung das die Erfüllung der endzeitlichen Geschichte der Offenbarung nun tatsächlich sehr nahe ist.
Damit bezieht sich dieser Hinweis auch darauf, dass die Zeit der Erfüllung beginnt zu laufen und unweigerlich näher kommen wird, bis zu deren tatsächlichen Erfüllung.
Auch hier finden wir die Doppelbedeutung von aktueller prophetischer Weisung für die damaligen Empfänger, hin zu zukünftiger Prophetie und Weisung späterer Generationen und letztlich für die tatsächlichen einsetzenden Umstände der letzten Zeit.
Verfasser, Widmung und Gruß
Die Offenbarung beginnt in Briefform mit Johannes als Verfasser und den sieben Gemeinden in Kleinasien als Empfänger. Die Zahl Sieben repräsentiert die ganze Gemeinde Jesu, während die Charakterisierung dieser sieben Gemeinden in dreierlei Hinsicht verstanden werden kann.
- Die historischen damaligen sieben kleinasiatischen Gemeinden am Ende des 1. Jahrhundert
- Als mögliche Verhaltensweisen, wie sie in der gesamten Geschichte der Gemeinde Jesu Christi immer wieder vorgekommen sind
- Als sieben Phasen der kirchengeschichtlichen Entwicklung, von der apostolischen Zeit (Ephesus) und Märtyrerkirche des Römischen Reiches (Smyrna) bis zur Endzeitgemeinde (Laodizea)
Die sieben Geister stellen Gottes Geist in seiner Vielfältigkeit in den Gemeinden dar. Jesus wird den Gemeinden als Erstgeborener, als Fürst und König der Erde, als derjenige der uns liebt und unsere Sünden genommen hat dargelegt. Es soll damit eine Tröstung für die verfolgte Gemeinde sein und auch eine klare Rollenzuweisung, denn die Gemeinden haben seine Kraft und Erlösung und einen Auftrag in diese Welt hineinzuwirken.
Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, welche ihn durchstochen haben, und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme der Erde. Ja, Amen. Ich bin das Alpha und das Omega, spricht der Herr, Gott, der ist und der war und der kommt, der Allmächtige.
Die Kernbotschaft der Offenbarung über das Kommen Jesu und seinen Auswirkungen kommt hier zum Ausdruck. Alle werden ihn sehen und auch erkennen und die Menschen der Erde werden bestürzt sein. Das Alpha und Omega meint den Anfang und das Ende, sie sind der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets.