Sendschreiben an Smyrna
Und dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: Dies sagt der Erste und der Letzte, der tot war und wieder lebendig wurde: Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut – du bist aber reich – und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, und es nicht sind, sondern eine Synagoge des Satans.
Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr geprüft werdet, und ihr werdet Bedrängnis haben zehn Tage. Sei treu bis zum Tod! Und ich werde dir den Siegeskranz des Lebens geben.
Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, wird keinen Schaden erleiden von dem zweiten Tod.
Zur Historie von Smyrna
Smyrna lag gut 50 Km nördlich von Ephesus und war ebenfalls eine reiche Hafenstadt, die noch heute mit rund 4 Mio. Einwohnern unter den Namen Izmir besteht. Der Kaiser- und Götzenkult war dort ebenso stark vorhanden wie auch in Ephesus.
Wann die Gemeinde in Smyrna entstanden ist, kann geschichtlich nicht nachgewiesen werden. Man darf jedoch annehmen, dass sie von Paulus während seines Aufenthaltes in Ephesus gegründet wurde. Zur Geschichte dieser Gemeinde gehört der Märtyrertod von Polykarp, der Bischof von Smyrna welcher am 23. Februar 155 n. Chr. als 86 jähriger Hingerichtet wurde. Er galt als einer der apostolischen Väter, da er einige der Apostel und Jünger Jesu noch persönlich gekannt haben soll.
Auslegung zu Sendschreiben an Smyrna
Damit gilt die Gemeinde zu Smyrna als Märtyrergemeinde und Jesus gibt ihr keinerlei Tadel. Zunächst bezeugt er sich als der Erlöser mit dem Verweis auf seine Auferstehung und seine göttliche Herrlichkeit (der Erste und der Letzte). Er bezeugt ihre Bedrängnis und Armut genau zu kennen und bescheinigt Ihnen das sie darin reich sind. Reich jedoch nicht im Sinn von reichlichen Angriffen und Anfeindungen, obgleich das durchaus passt. Sondern reich an der Mitteilhabe am Reich Gottes und das sie darin einen besonderen Stellenwert haben.
Er kennt auch ihre Verfolgungen durch die falschen Juden, die Jesus hier sehr deutlich als Synagoge des Satans bezeichnet.
Der Verweis auf seine Auferstehung, ist auch als Tröstung zu verstehen. Seinen Jüngern gegenüber sprach Jesus in Matth. 24, 9-13 mit Bezug auf die Endzeit von den Drangsalen der Gemeinde. Welche schwere Verfolgungen erleben würde und das dadurch die Liebe in vielen erkalten würde und sich viele sogar verraten und hassen würden.
Die Gemeinde zu Smyrna stand nun bereits mittendrin in solchen Drangsalen und hielt tapfer durch.
Jesus gibt nun eine Vorausschau an die Gemeinde und mahnt zuerst, dass sie sich nicht fürchten sollen vor dem was kommt. 10 Tage würden sie starke Bedrängnis erleben und sogar ins Gefängnis kommen. Jesus begrenzt die Zeit auf 10 Tage und erlaubt nicht, dass seine Gemeinde über das Maß hinaus versucht wird.
Sie sollen durchhalten und somit den Siegeskranz des Lebens erhalten. Außerdem sollen sie keinen Anteil am zweiten Tod haben.
Der zweite Tod bezieht sich auf die endgültige und ewige Trennung der Seele von Gott. So wie der erste Tod die Trennung der Seele vom Körper ist. Diese ewige Trennung von Gott ist der Lohn der Sünde und der Aufenthaltsort wird der feurige Pfuhl oder auch der Feuersee sein. Dort wird Heulen und Zähneklappern sein. Im späteren Verlauf der Offenbarung wird bezeugt, dass diejenigen die an der ersten Auferstehung teilhaben werden, am zweiten Tod keinen Anteil haben werden. Sondern sie werden Gottes Priester im 1000 jährigen Friedensreich sein. (Offb. 20, 5-6), (Offb. 20, 14)
Anhang
Der Märtyrertod des Polykarb
Zu dieser Zeit fanden die öffentlichen Spiele in Smyrna statt, wobei die Stadt außerordentlich belebt und die Menge erregt war. Plötzlich wurde der Ruf laut: “Weg mit den Gottlosen; lasst uns Polykarp suchen!” Sicher hätte Polykarp entkommen können, doch, nach einer Traumvision von einem brennenden Kopfkissen, hatte er zu seinen Schülern gesagt: “Man wird mich lebendig verbrennen.” Von einem jungen Sklaven, den man folterte, erfuhr man den Aufenthaltsort Polykarps, worauf er gefangen genommen wurde.
Er befahl, dass denen, die ihn abholten, ein Festmahl bereitet würde und erbat sich selbst, als letzte Gunst, eine Stunde des Gebets. Nicht einmal der Polizeihauptmann (= Oberhauptmann, Apg. 23, 15 ff., Anm.) wollte, dass Polykarp sterben sollte. Auf dem kurzen Weg in die Stadt flehte er den alten Mann an: “Was ist schon dabei, ‘Herr ist der Kaiser’ zu sagen und ein Opfer darzubringen, wenn man dadurch vor dem Tode bewahrt bleibt?”
Doch Polykarp blieb unerbittlich. Für ihn war nur Jesus Christus der Herr. Als er die Arena betrat, hörte er eine himmlische Stimme sagen: “Bleibe standhaft, Polykarp!”
Der Proconsul (= ein gewesener Konsul der senatorischen Verwaltung = Landpfleger oder Landvogt, Apg. 13, 12, Anm.) stellte ihn vor die Wahl, den Namen Jesus Christus zu verfluchen und dem Kaiser zu opfern oder aber zu sterben.
Darauf antwortete Polykarp: “Sechsundachtzig Jahre habe ich ihm gedient, in denen er mir nie etwas Böses zugefügt hat. – Wie kann ich den König, der mich errettet hat, verfluchen?” Als der Proconsul ihm mit dem Verbrennen drohte, erwiderte Polykarp: “Du drohst mir mit einem zeitlichen Feuer, das rasch erlischt, da du das Feuer nicht kennst, das die Gottlosen beim Jüngsten Gericht erwartet und sie auf ewig bestraft. Warum zögerst du noch? …”