Sendschreiben an Laodicäa
© Autor Kai Kreienbring
Offenbarung 3,14-22
(14) Und dem Engel der Versammlung in Laodicäa schreibe: Dieses sagt der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes: (15) Ich kenne deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest! (16) Also, weil du lau bist und weder kalt noch warm, so werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. (17) Weil du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden und bedarf nichts, und weißt nicht, daß du der Elende und der Jämmerliche und arm und blind und bloß bist. (18) Ich rate dir, Gold von mir zu kaufen, geläutert im Feuer, auf daß du reich werdest; und weiße Kleider, auf daß du bekleidet werdest, und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde; und Augensalbe, deine Augen zu salben, auf daß du sehen mögest. (19) Ich überführe und züchtige, so viele ich liebe. Sei nun eifrig und tue Buße! (20) Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür auftut, zu dem werde ich eingehen und das Abendbrot mit ihm essen, und er mit mir. (21) Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Throne zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater gesetzt habe auf seinen Thron. (22) Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt!
Die Stadt
Die Stadt wurde ca. 250 (263-261) v. Chr. vom König Antiochus II in Syrien gegründet und erhielt den Namen seiner Frau Laodike.
Laodicäa war ein wohlhabendes Handels- und Verkehrszentrum ungefähr 15 km westlich von Kolossäa in der heutigen Türkei und hatte ca. 80.000 Einwohner. Die Stadt wurde genauso wie Sardes und Philadelphia durch Erdbeben zerstört (zweimal im 1.Jhrdt, während der Regierungszeiten von Tiberius und Nero) erholte sich aber aus eigener Kraft wieder. Dank der wirtschaftlichen Stärke der Stadt, die sich daraus ergab, das alle wichtigen Handelsstraßen Kleinasiens hier hindurch führten. Von den Schafen, die in dieser Gegend vorkamen, wurde eine weiche, tiefschwarz glänzende Wolle gewonnen, wovon massenweise günstige Obergewänder hergestellt wurden.
Aus dem Thermalwasser von Hierapolis (heute Pamukale) wurde hier eine spezielle Augensalbe hergestellt. Außerdem wurden hier Purpurstoffe hergestellt. Durch den Reichtum der Stadt spielte auch das Bank- und Geldwesen eine große Rolle. „Amerikanische Kommentatoren bezeichnen Laodicea die „Wall – Street“ Kleinasiens in der Antike. Sie wird auch die Stadt der Millionäre genannt und zählte zu den reichsten Städten der Welt. Als die Stadt im Jahre 60 n. Chr. von einem Erdbeben zerstört wurde, wiesen die Bürger jede Hilfe von Seiten der römischen Verwaltung ab. Die Stadt war so reich, dass sie mit eigenen finanziellen Mitteln wieder aufgebaut werden konnte. Kein Wunder, dass Laodicea sich mit seinem Reichtum brüstete und glaubte Gott nicht nötig zu haben und so in Gottes Augen sehr arm war.“
Die Gemeinde der Stadt ist wahrscheinlich, genauso wie die in Kolossä, von Epaphras gegründet worden (Apg. 19,10; Kol.4,13). Der Brief, den Paulus an die Gemeinde in Kolossä geschrieben hat sollte auch hier vorgelesen werden (Kol. 4,16). Das besondere an dem Sendschreiben an die Gemeinde in Laodicea ist, dass es sich hier um die einzige der sieben Gemeinden handelt, die kein Lob zugesprochen bekommt.
Auslegung
(14) Und dem Engel der Versammlung in Laodicäa schreibe: Dieses sagt der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes:
„Dies sagt der Amen“ Amen bedeutet soviel wie „Wahrhaftig, so ist es, Ja“. Paulus benutzt das Wort in 1.Kor. 1,20 um zu betonen, dass in Jesus das „Ja“ Gottes zu seinen Verheißungen liegt. Jesus nennt sich hier selbst das „Amen“ und betont dann „der treue und wahrhaftige Zeuge“. Schon im AT konnte auf diese Weise von Gott gesprochen werden, so z.B. in Jesaja 65,16 „Gott der Treue (hebr. Amen)“. Gott schwört nicht nur seine Treue, er ist selbst der Schwur. Jesus als das Amen garantiert dafür, dass Gott zu seinem Wort steht.
„der Anfang aller Schöpfung“. Wie Paulus schon in seinem Brief an die Kolosser (der ja auch in Laodicea vorgelesen werden sollte) angesprochen hat, ist Jesus derjenige, der aufgrund seiner Stellung alles in seiner Hand hält (vgl. Kol. 1,16-18: (16)
Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen. (17) Und er ist vor allen, und alle Dinge bestehen zusammen durch ihn. (18) Und er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung, welcher der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, auf dass er in allem den Vorrang habe;). „Anfang“ ist hier im Sinne von Ursache oder Herrscher verwendet.
(15) Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest! (16) Also, weil du lau bist und weder kalt noch warm, so werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.
Im Gegensatz zu 2,24 und 3,4 ist in der folgenden Bestandsaufnahme der Gemeinde nicht von einem Rest oder wenigen Treuen die Rede, sondern die Gemeinde wird als ein großer Block behandelt. Jesus beschreibt den geistlichen Zustand der Gemeinde. „Ich kenne deine Werke“ betont noch einmal, dass Jesus tiefer blickt und sich nicht durch das äußere Erscheinungsbild täuschen lässt.
Adolf Pohl schreibt zu diesen Versen: „Nicht nur Christus, auch der Satan weiß um den geistlichen Tiefstand der Gemeinde. Darum lässt er sie sollständig in Ruhe. So verlautet nichts von Verführung oder Verfolgung, von Verleugnen, Abfall oder Erschütterung. Alles ist intakt und alles findet statt. Der Mitgliederstand gibt zu keiner Sorge Anlass. Ja, die lauen Glieder halten den Herrn Jesus Christus für so harmlos, dass sie nicht einmal austreten.“ (S.152) Eine Beschreibung, die nach meinem Empfinden, nur zu gut auf viele Gemeinden der westlichen Welt passt.
„das du kalt oder warm wärest“ Die Gemeinde ist nichts halbes und nicht Ganzes in ihrem geistlichen Leben. Sie ist nicht 100%-ig brennend für Jesus, sie ist aber auch nicht gegen Jesus. Sie eiert irgendwo dazwischen herum. Will einerseits für Jesus da sein, aber andererseits sich auch nicht dadurch „stören“ lassen. Jesus sagt hier, dass es ihm lieber wäre, wenn solche Christen abfallen und in ihrer Liebe für Gott erkalten würden. Warum so drastisch? Die Gemeinde Jesu hat im Laufe ihrer Geschichte nicht von ihren Feinden, sondern von ihren Freunden den größten Schaden erlitten! Von Menschen, die z.B. bloß eine äußere Form von Frömmigkeit besitzen (2. Tim. 3,5), sie sind für die Gemeinde Christi mehr schädlich als nützlich. Menschen, die behaupten Gott zu kennen, aber durch ihr Reden und Handeln das Gegenteil beweisen, sind für das Reich Gottes eine schlechte Werbung (Tt. 1,16).
Spontan erinnert mich dieser Ausdruck an die Aussagen von Elia auf dem Berg Karmel (1.Könige 18,1ff). Als Elia das Volk Israel auf dem Berg zu einer „Gottesentscheidung zwischen dem Gott Israels und Baal herausfordert wirft er dem Volk vor „Wie lange hinkt ihr noch auf beiden Seiten?“ (1Kö. 18,21). Ähnlich scheint das hier in Laodicea gewesen zu sein. Einerseits will man zwar zu Jesus gehören, andererseits aber auch seinen Wohlstand und sein gutes Leben genießen. Das ist ein Phänomen, dass sich durch die Jahrhunderte immer wieder gezeigt hat – Überall wo materieller Wohlstand herrscht, fragen die Menschen am wenigsten nach Gott!
Dieser Gedanke wird in den folgenden Versen noch einmal sehr deutlich.
Weil du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden und bedarf nichts, und weißt nicht, dass du der Elende und der Jämmerliche und arm und blind und bloß bist.
Die Gemeinde lebt in einer wohlhabenden Stadt und ist wohl auch selber materiell gesehen nicht arm. Dieser Wohlstand, den man vielleicht sogar als Segen Gottes interpretiert hat, führt zu einer gewissen Selbstzufriedenheit. „Wir haben alles, wir brauchen nichts! Uns geht es doch gut, so wie es ist, wozu sollten wir etwas ändern!“ Hier wird die Abhängigkeit der Gemeinde von Jesus (vgl. Joh.15,5) regelrecht in ihr Gegenteil verkehrt. Wir können alles ohne dich.
Jesus wirft der Gemeinde vor, dass sie über ihrem äußeren Wohlergehen gar nicht mehr merken, wie arm sie geistlich geworden sind. Ihr seid „arm und blind und bloß“ und merkt es nicht einmal, weil ihr euch von Äußerem blenden lasst.
Zu der Behauptung der Gemeinde, dass es ihnen doch – auch geistlich – gut gehe („Ich bin reich“), kommt auch noch der Hochmut, dass man meint diesen Zustand durch eigene Anstrengung erreicht zu haben (ich bin – durch eigene Anstrengung – reich geworden), und ein daraus erwachsendes Gefühl der Selbstgenügsamkeit („ich brauche nichts“).
Das äußerer Wohlstand und geistliche Trägheit oft Hand in Hand miteinander gehen lässt sich schon das ganze AT hindurch an der Geschichte Israels beobachten. Jedes mal, wenn Gott das Volk segnete, ihnen Frieden und Wohlstand schenkte, dauerte es nicht lange bis das geistliche Leben erschlaffte, die Ausrichtung auf Gott geringer wurde und damit der eigene Stolz und die Tendenz es auch einmal mit anderen Göttern zu versuchen, anstieg.
Jesus greift anschließend die drei Stichworte „blind, arm und bloß“ noch einmal auf um deutlich zu machen was der Gemeinde fehlt. Es ist interessant, dass alle drei Bereiche, die Jesus hier anspricht, auch etwas mit dem Umfeld der Gemeinde zu tun haben, bzw. Bilder aus dem Umfeld aufgegriffen werden (Blind = sh. die oben erwähnte Augensalbe; Arm = Laodicea ist wohlhabend; bloß = Baumwolle und Purpurgewänder, s.o.)
Wir wollen uns nichts vormachen: Wir Deutschen sind doch an vielen Stellen so etwas wie die Laodiceäer des 21. Jahrhunderts. Wir brauchen nichts mehr, weil wir schon alles haben.
Wir leben in einem der wirtschaftlich reichsten Länder dieser Welt. Wir leben mitten in einem Land, wo die teuersten und besten Medikamente hergestellt werden. Augenkorrekturen aller Art werden mit den modernsten Laser – Geräten vorgenommen. Die geringsten Sehbehinderungen werden durch topmoderne Brillen ausgeglichen. Unsere Schränke sind gefüllt mit Kleidern aus allen Modeströmungen der letzten Jahrzehnte. Vor lauter Auswahl wissen wir am Morgen nicht, was wir anziehen sollen. Und, wie steht es mit unserem geistigen Zustand? Ohne zu übertreiben darf gesagt werden, dass wir in Deutschland zwar zu den reichsten Menschen auf unserem Globus zählen, doch zu den armseligsten in Bezug auf den Glauben! In geistlicher Hinsicht sind wir ein Entwicklungsland geworden. Wir besitzen alles und doch nichts! Was kann uns der allmächtige Gott noch bieten? Der Wohlstand hat uns geistlich krank und arm gemacht. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Für jeden Dämon gibt es eine Ausbildungsstätte! Das heißt, wir pflegen jede Art von Götzendienst in unserem Land und sind noch der Meinung, dass wir gute Christen sind!
(18) Ich rate dir, Gold von mir zu kaufen, geläutert im Feuer, auf dass du reich werdest; und weiße Kleider, auf dass du bekleidet werdest, und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde; und Augensalbe, deine Augen zu salben, auf dass du sehen mögest.
„Ich rate dir“ Jesus bietet seinen Rat an, er hat die Gemeinde noch nicht aufgegeben. Er sehnt sich weiterhin danach, dass sie auf ihn hören und wieder in seinem Leben wachsen. Dann greift er die drei Bereiche des Mangels auf, die eben angesprochen wurden.
Arm – „ Gold von mir zu kaufen, geläutert im Feuer, auf dass du reich werdest“. Nicht der äußere Wohlstand ist das Entscheidende, sondern „Schätze im Himmel“ (Mt.6,19+20). Gold, dass im Feuer geläutert ist, also im Gericht Gottes bestehen kann
(Feuer ist an vielen Stellen in der Bibel das Bild für Läuterung/Prüfung). Es geht nicht vorrangig darum wohlhabend zu sein, sondern so zu leben, als Einzelner und als Gemeinde, dass es vor Gott einen Ewigkeitswert hat. Um den himmlischen Schatz erwerben zu können, muss zuerst all es andere verkauft werden, wie im Gleichnis vom Schatz und der Perle: Mt. 13,44-45. Das, was im Himmel wirklichen wert hat, können wir bei Jesus „umsonst“ kaufen (vgl Jes.55,1; Off 22,17)
Bloß/nackt – „ weiße Kleider, auf dass du bekleidet werdest, und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde“. Die weißen Kleider (vgl. auch Off.19,8) stehen für die Reinheit vor Gott und damit auch für die Lebensbeziehung zu ihm. Wer nackt oder mit schmutzigen Kleidern vor dem König erscheint kann sich nur schämen (das ist das Bild, dass hier verwendet wird). Wie wichtig schöne und saubere Kleidung ist, kennt die Gemeinde aus dem Geschäftsleben in Laodicea, wo der Handeln mit Gewändern eine große Rolle spielte. Nun muss sie sich vorwerfen lassen, dass sie nackt bzw. in Lumpen vor Gott steht.
Die neuen weißen Gewänder gibt es nur aus der Beziehung zu Jesus, der alle Schuld „wegwäscht“ (Jes.1,18). Der jüdisch-messianische Ausleger David Stern schreibt dazu: „In der ganzen Bibel beziehen sich weiße, saubere Kleider auf die gerechten Taten, die Gott seinem Volk aufgibt, damit sein Glaube sich auch nach außen Manifestiert (Off 19,8; Jesaja 61,10; Eph. 2,10)“.(S.210) Adolf Pohl schreibt zu diesen Kleidern: „Laodizäa besaß eine leistungsfähige Textilindustrie, besonders für modische, schwarze Stoffe – Angeklagte sollen vor Gericht in Schwarz erschienen sein. Verurteilte wurden entkleidet, Freigesprochene erhielten ein weißes Gewand. Das ist hier der Zusammenhang. Der Herr will nicht die Nacktheit seiner Gemeinde. Er bietet ihr Reinigung und Freispruch an.“ (S.155)
Blind – „und Augensalbe, deine Augen zu salben, auf dass du sehen mögest.“ Die Gemeinde soll sich an Jesus wenden um wieder einen geistlichen Durchblick zu bekommen.
(19) Ich überführe und züchtige, so viele ich liebe. Sei nun eifrig und tue Buße!
Die Ermahnung Jesu ist nicht als Aburteilung der Gemeinde zu verstehen, sondern das Ziel dahinter ist die Umkehr der Gemeinde, Der Ermahnung soll nicht kaputt machen, sondern aufbauen (vgl. Hebr.12,5f.)
(20) Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür auftut, zu dem werde ich eingehen und das Abendbrot mit ihm essen, und er mit mir.
Dieser Vers wird immer wieder gerne im evangelistischen Sinne zitiert. Jesus steht vor der Tür eines jeden Menschen um bei ihm Einzug zu halten und persönliche Gemeinschaft mit ihm zu haben. Diese Einladung gilt jedem Menschen. In unserem Kontext liegt der Schwerpunkt allerdings anders.
Hier spricht Jesus eine Gemeinde an, die sich als seine Gemeinde versteht. Das macht dieses Bild für mich teilweise regelrecht erschreckend. Dass es Gemeinden gibt, die sich als Gemeinde Jesu verstehen, aber Jesus draußen vor der Tür steht und um Einlass bittet. Durch ihren Wohlstand hat die Gemeinde die enge Beziehung zu Jesus vernachlässigt. Die enge Gemeinschaft, die seine Gemeinde eigentlich mit ihm haben sollte, existiert nicht mehr.
Die Gemeinde hat aufgehört auf ihn und seinen Geist zu hören, und da der Geist niemanden zwingt hat er sich zurück gezogen (vgl.1.Thess. 5,19). Jesus lädt die Gemeinde ein wieder neu auf ihn zu hören und die Gemeinschaft mit ihm zu suchen. Dabei geht er rücksichtsvoll vor. Er klopft an und wartet auf Reaktion und tritt nicht die Tür ein. Die Öffnung, die Umkehr/Buße muss freiwillig erfolgen. Jesus klopft höflich und wartet auf die Reaktion. Er erzwingt den Zugang zum Menschen und der Gemeinde nicht.
Tischgemeinschaft ist in der Bibel immer wieder ein Bild für innige Gemeinschaft (man beachte wie oft in den Evangelien von Tischgemeinschaft die Rede ist). So spricht Johannes später (Off. 19) auch vom großen „Hochzeitsmahl“, wenn Jesus seine Gemeinde zur endgültigen Gemeinschaft mit ihm ruft. David Stern schreibt dazu: „Die Metapher des gemeinsamen Essens (vgl. Lk.15,2; Joch. 14,23; TdG 11,3) passt sehr gut in die jüdische und viele östliche Kulturen, wie die Tischgemeinschaft Zuneigung, Vertrautheit und gegenseitiges Vertrauen ausdrückt. Kurz, Jeschua verheißt, bei jedem, der ihn aufrichtig bittet, sei er Jude oder Heide, wahrhaft anwesend, ihm ganz nah zu sein.“ (S.215)
(21) Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Throne zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater gesetzt habe auf seinen Thron.
Wer trotz aller Widrigkeiten, sei es Verfolgung oder die Versuchung durch Irrlehren oder Wohlstand, an Jesus festhält, wird mit ihm gemeinsam in die Herrscherfunktion im neuen Reich Gottes eingesetzt (Vgl. Mt.19,28). Dann wird aus der Tischgemeinschaft Throngemeinschaft.
(22) Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt!
Wer nicht lau werden will ist darauf angewiesen immer wieder neu auf das zu hören, was der Geist sagt. Gemeindeleben, lebendiges geistliches Leben ist nichts, was nach einer Neugeburt (Joh. 3) automatisch geschieht, sondern setzt voraus das Beziehung gepflegt und das Gehörte auch gelebt wird. Nicht umsonst lesen wir in den Evangelien bei der Verkündigung Jesu immer wieder die Formulierung „Wer mein Wort hört und tut“ (vgl. Mt.7,21.24; Lk.6,47ff; Joh.13,17 usw.). Auf den Geist horchen und dann auch gehorchen, gehören unabdingbar zusammen.